Wie werden sie Lehrbetrieb?
- Sie haben sich für Lernende entschieden?
Sie haben jemanden, der sich um den Lernenden kümmert?
Sie stellen die Zeit für die Betreuung des Lernenden bereit?
Sie haben sich mit dem Berufsbild auseinandergestetzt?
Sie kennen die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Ausbildung?
Dann reichen Sie einfach das offizielle kantonale Ausbildungsgesuch mit allen geforderten Angaben ein (beim jeweiligen Kanon erhältlich).
Dann heisst es warten, bis sich der Kanton bei ihnen meldet!
Sind Lehrstellen eine Frage des Geldes?
Zum Nutzen der Lehrlingsausbildung für die Unternehmen
Dank der starken Verankerung der Berufsbildung in der schweizerischen Wirtschaft ist man lange davon ausgegangen, dass die Schaffung von genügend Lehrstellen für Schulabgänger gewährleistet sei. Probleme auf dem Lehrstellenmarkt werfen nun aber die Frage auf, ob die Berufsbildung auch in einer gewinnorientierten und unter Kostendruck stehenden Wirtschaft noch ihren Platz hat.
Die Berufsbildung ist in der Schweiz immer noch das Rückgrat der nachobligatorischen Ausbildungen. Mehr als 60 Prozent aller Schulabgänger entschliessen sich jedes Jahr für eine duale Lehre, bei der sie neben der allgemeinen schulischen Ausbildung an einem Arbeitsplatz erste praktische und auch theoretische Erfahrungen sammeln können. Dieses Ausbildungssystem hat unbestreitbare Vorteile, die auch regelmässig in internationalen Vergleichen dokumentiert werden. Eine frühe Sozialisierung der Jugendlichen in der Arbeitswelt, die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, wie auch der Umgang mit modernsten Technologien und Fertigungstechniken in den Ausbildungsfirmen garantieren einen praktisch reibungslosen Übergang in die erste richtige Arbeitsstelle. Langzeitarbeitslosigkeit, wie sie in anderen Staaten für jugendliche Erststellensuchende sehr verbreitet ist, kennen Absolventen einer schweizerischen Berufslehre praktisch nicht.
Die Kehrseite der Medaille ist der Umstand, dass die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze weniger von der Zahl der Schulabgänger abhängt als von der Bereitschaft der Unternehmen, solche anzubieten. Im Unterschied zu den staatlich organisierten schulischen Ausbildungen kann es deshalb auf dem Lehrstellenmarkt immer wieder zu kleineren oder grösseren Ungleichgewichten kommen, bei denen die offenen Lehrstellen nicht genügen, um alle potenziellen Lehrlinge aufzunehmen, oder umgekehrt viele Firmen trotz Ausbildungsbereitschaft keine Lehrlinge finden. Die marktwirtschaftliche Organisation eines wichtigen Zweiges unseres Bildungssystems kann also Probleme verursachen, wenn dieses nicht in der Lage ist, alle bildungswilligen Jugendlichen auch aufzunehmen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist eine solche Situation zu vermeiden, weil eine allfällige Nichtbildung der Jugendlichen nicht nur diese selbst in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung hindert, sondern weil die dadurch verursachten Kosten später teilweise durch die Gesellschaft zu tragen sind. Wie schafft man aber genügend Lehrstellen? Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig, mehr darüber zu wissen, weshalb Betriebe überhaupt Lehrlinge ausbilden. Nur so ist es möglich, den Gründen auf die Spur zu kommen, weshalb andere Unternehmen gar keine Lehrlinge oder die ausbildenden Firmen zu wenig Lehrlinge ausbilden.
Tradition und soziales Engagement?
Die Frage nach den Gründen für eine Lehrlingsausbildung ist lange Zeit überhaupt nicht gestellt worden, weil man entweder aus Tradition schon immer oder eben nie Lehrlinge ausgebildet hatte oder weil man dachte, mit dem Argument, man würde sich so für die Jugend engagieren, sei diese Frage beantwortet. Tatsächlich könnte (ohne es genau belegen zu können) ein Teil des Rückgangs der Lehrverhältnisse Anfang der neunziger Jahre darauf zurückzuführen sein, dass Firmen mit einer langen Ausbildungstradition bei einem Konkurs oder einer Reduktion ihres Mitarbeiterstammes nicht genügend schnell durch Firmen ersetzt werden konnten, die sich neu in der Ausbildung engagierten. Zudem hob das wirtschaftlich härtere Umfeld jene Firmen auf den Prüfstand, welche glaubten, die Ausgaben für die Lehrlingsausbildung lediglich unter der Rubrik «soziales Engagement» verbuchen zu können. Kurz gesagt, Lehrmeister, die ihre Ausbildungsanstrengungen nur mit den Argumenten der Tradition und dem Engagement für die Jugend vertraten, hatten es zunehmend schwerer, ihre Firmen- und Finanzchefs von der Notwendigkeit einer eigenen Lehrlingsausbildung zu überzeugen.
Wenn die Lehrlingsausbildung aus unternehmerischer Sicht betrachtet wird, dann hat diese eigentlich nur dann Sinn, wenn der Lehrling durch seinen produktiven Beitrag zumindest teilweise eine Fachkraft ersetzt und damit einen Beitrag an seine Ausbildungskosten liefert und wenn die Ausbildung dazu dient, spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden wären. Zusätzlich können Faktoren wie gesteigerte Reputation der Firma (gesellschaftlich und bei potenziellen Mitarbeitenden) oder die erleichterte Mitarbeiterselektion dank eigener Ausbildung betriebswirtschaftlich sinnvoll sein; allerdings wiegen diese nicht so schwer, dass sich alleine deswegen eine Lehrlingsausbildung lohnen dürfte.